Spiel’s noch einmal, Sam?!
Der Rotbuche, auch die botanische Schreibweise Rot-Buche ist üblich, wurde schon einmal der Titel Baum des Jahres zuteil, nämlich 1990. Sie war somit der 2. Jahresbaum überhaupt in der langen Reihe faszinierender Baumarten, die seitdem diese Bezeichnung trugen. Doch warum sollte Fagus sylvatica noch einmal in der Reihe auftauchen? Vielleicht aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften und der hohen Bedeutung für den Wald in Europa und Deutschland. Sie gilt hierzulande mit 15 % schon heute als häufigste Laubbaumart in den Wäldern, aber dieser Anteil könnte sich in Zukunft noch erhöhen. Die Rotbuche kann nämlich auf unterschiedlichen Standorten wachsen, solange die Böden nicht extrem nass oder extrem trocken sind.
Vielseitige Standorte und vielseitige Verwendung
Schwach saure bis kalkreiche Böden sind geeignete Untergründe für diese Art, die in den südlichen Alpen teilweise bis auf über 1800 m wächst und dort sogar die Baumgrenze bildet. Auf Standorten in Mitteleuropa, auf denen bisher die Fichte zuhause war, können sehr oft auch Buchen gedeihen. Bevor im Mittelalter ein großer Raubbau an den Wäldern begann, war Deutschland sogar gewissermaßen ein Buchenland. Als die Wälder, seinerzeit in schlimmem Zustand, Mitte des 18. Jahrhunderts aufgeforstet wurden, geschah dies oft mit Kiefern und Fichten. Doch diese Arten, vor allem die Fichte, leiden stark an der Veränderung des Klimas, den trockenen Sommern und den Massenvermehrungen der Borkenkäfer.
Der Buche wird hingegen eine hohe Anpassungsfähigkeit an ihre Umgebung bescheinigt. Dies könnte sich hinsichtlich des Klimawandels als sehr vorteilhaft erweisen: Häufigeren Trockenperioden begegnet die Rotbuche mit einer abnehmenden Blattdichte im Kronenbereich. Somit verringert sich der Wasserverlust durch Verdunstung. Niederschläge können an der glatten Rinde, den Ästen und Stämmen deutlich schneller nach unten ablaufen als bei Nadelbäumen. Rot-Buchen tragen somit dazu bei, dass mehr Wasser am Waldboden ankommt, anstatt an den Nadeln anderer Bäume „nutzlos“ zu verdunsten.
Begehrtes Holz
Das Holz der Rotbuche ist vielseitig verwendbar, seine leicht rötliche Färbung gilt gemeinhin als Namensgeber der Art. Rotbuchenholz ist sehr hart und wird sowohl als Massivholz als auch zur Herstellung von Sperrholz im Möbelbau eingesetzt. Auch im Treppenbau sowie für die Produktion von Holzspielzeug, Griffen, Zollstöcken und anderen Alltagsgegenständen findet Buchenholz breite Anwendung. Eisstiele und Pommesgabeln lassen sich genauso gut aus Buche herstellen wie Mundspatel beim Arzt, in diesen Fällen wird sogar Holz bester Qualität verlangt. Grillfreunde schwören auf Holzkohle aus Buchenholz, es eignet sich zum Räuchern und schließlich darf auch die Nutzung als Brennholz nicht vergessen werden. Der Heizwert dieser Holzsorte übersteigt sogar den von Eichenholz, zudem gilt das Flammenbild als besonders schön.
Bei allen Vorteilen und Anwendungsbereichen dieses Laubholzes ist Buche jedoch empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Das Holz wird daher vor allem in wettergeschützten Innenräumen eingesetzt, sofern es nicht ohnehin durch eine Imprägnierung geschützt wird. In der Vergangenheit wurden große Mengen Buchenholz auch für Eisenbahnschwellen verwendet, wobei es dann mit teerölhaltigen Substanzen (Carbolineum) vor Fäulnis geschützt wurde.
Wo die Buche noch zu finden ist
Dass man Buchen während eines Gewitters genauso wenig suchen sollte wie andere Bäume, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Doch wo begegnet uns die Buche noch außer im Reim? Während die Eiche mit ihren charakteristischen Blättern bis zum heutigen Tage auf den deutschen Euro-Centmünzen zu finden ist, ist die Buche seit der Euroumstellung 2002 nicht auf den heimischen Scheinen oder Münzen vertreten. Bis dato zierte der Baum den rückwärtigen Hintergrund der 20-DM-Banknoten als Würdigung der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff und ihrer Novelle „Die Judenbuche“. Dafür steht die Buche noch heute als Ortsname gelegentlich Pate: Schönbuch, Schönenbuch oder Bucheggberg sind einige Beispiele dafür. Dass die Bedeutung der Rotbuche jedoch nicht von solchen Dingen abhängig ist und sie nach wie vor von großer Bedeutung für die deutsche und die mitteleuropäische Forstwirtschaft ist, davon zeugt ihre Wiederwahl zum jetzt 34. Jahresbaum.
Baum des Jahres 2022: Merkmale der Rotbuche
Merkmal | Ausprägung |
---|---|
Höhe | bis 45 m |
Höchstes Alter | 300 bis 350 Jahre, selten älter |
Blätter | 5–10 cm lang, eiförmig |
Früchte | Bucheckern |
Rinde | hellgrau, auch am Stamm glatt |
Quellen
- Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung, Dr. Rudolf Fenner: Die Rot-Buche (Faltblatt)
- http://baum-des-jahres.ternum-dev.de/wp-content/uploads/2020/10/1990_Buche.pdf
- https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuche
- https://baum-des-jahres.de/baum-des-jahres/
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