Was ist das LÖWE-Programm?

Mit LÖWE ist nicht etwa das bekannte Raubtier gemeint. In diesem Fall stellt es nämlich die Abkürzung für "Langfristige ökologische Waldentwicklung" dar – ein verbindliches Waldbauprogramm der Niedersächsischen Landesforstverwaltung mit Vorreiterrolle, das bereits im Jahr 1991 beschlossen wurde. Die Vision war und ist, die Wälder Niedersachsens ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig zu gestalten. Dadurch soll ein vielfältiger, resistenter Wald entstehen, der auch wirtschaftliche Erträge bietet und für die Erholung der Bevölkerung zur Verfügung steht.

Auch wenn das LÖWE-Programm bereits seit längerer Zeit existiert, hat es in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Der Klimawandel und seine Auswirkungen, von Trockenheit über Stürme bis hin zu Schädlingen, bedrohen den Waldbestand stark. Waldumbau bietet hier eine effektive Antwort.

Darüber hinaus möchte das LÖWE-Programm einen entscheidenden Beitrag zur Bildung und Information leisten. Durch Exkursionen, Informationsveranstaltungen und Bildungsangebote wird die Öffentlichkeit über die Bedeutung und Methoden des Waldumbaus aufgeklärt. Dies soll das Verständnis und die Wertschätzung für die heimischen Wälder fördern.

Warum Waldumbau?

Nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels ist der Bedarf an Waldumbau deutschlandweit auch nach Jahrzehnten der Bemühungen immer noch sehr hoch. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 24 % der Waldflächen einen Mischbaumanteil von unter 10 % oder gar keinen Mischbaumanteil aufweisen. So besteht beispielsweise ein großer Teil der Wälder Niedersachsens aus Monokulturen, vor allem aus Fichten. Diese Bäume sind besonders anfällig für Schädlinge sowie Sturm- und Trockenschäden. Die durch den Klimawandel vermehrt auftretenden Extremereignisse setzen diesen Wäldern stark zu. Ein Waldumbau mit dem Ziel, vielfältigere Mischwälder zu etablieren, steigert also die Resilienz des Waldes und fördert gleichzeitig die Biodiversität.

Wie funktioniert ein Waldumbau?

Ziel eines Waldumbaus ist grundsätzlich die Stärkung heimischer Baumarten. Basierend auf den Standortdaten werden Waldentwicklungstypen definiert, um die an diesem Standort passenden Baumarten zu favorisieren und zu fördern. Durch das Entfernen von invasiven Arten und Schaffen von Lichtungen kann der junge Wald natürlich nachwachsen. Es wird also die natürliche Regeneration des Waldes unterstützt. Nach der Neuanpflanzung ist die kontinuierliche Pflege des Waldes entscheidend. Es bedarf einer langfristigen Überwachung, um den Zustand des Waldes und den Fortschritt des Umbaus zu bewerten.

Zudem wird im Rahmen des LÖWE-Programms besonderer Wert auf den Bodenschutz gelegt. Mit nachhaltigen Forstwirtschaftsmethoden soll sichergestellt werden, dass der Boden nicht verdichtet wird und so Wasser besser speichern und aufnehmen kann. Auch das ist essenziell für einen erfolgreichen Waldumbau.

LÖWE als landesweites Vorbild

Das Besondere am LÖWE-Programm ist nicht nur seine erfolgreiche Umsetzung in Niedersachsen, sondern auch sein Potenzial als Vorbild für ganz Deutschland. Angesichts der landesweiten Bedeutung von Wäldern als CO2-Speicher, Erholungsort und wirtschaftliche Ressource könnten andere Bundesländer von den Erfahrungen und Erkenntnissen Niedersachsens profitieren. Die langfristige ökologische Waldentwicklung, für die LÖWE steht, hat das Potenzial zur Blaupause für eine nachhaltige Forstwirtschaft im gesamten Land zu werden.

Dass das Prinzip von LÖWE funktioniert und Erfolg hat, ist sehr gut an den dokumentierten Zahlen zum Waldumbau zu erkennen:

Daten nach 25 Jahren Waldbau mit dem LÖWE-Programm

 

1991

2016

Langfristiges Ziel

Mischbestände

45 %

59 %

90 %

Mischbestände mit Laubbaumbeteiligung

31 %

58 %

65 %

Laubbaumanteil des Nachwuchses

52 %

73 %

65 %

Verjüngung unter Altbestandsschirm (ohne Kahlschlag)

60 %

95 %

95 %

Naturverjüngungsanteil am Nachwuchs (statt Pflanzung, Saat)

32 %

68 %

75 %

Nachhaltigkeitshiebssatz in Erntefestmeter je ha

4,6

5,8

7,5

Zuwachs in Erntefestmeter je ha

6,3

7,4

8,0


Quelle: FE-Datenbank

Nicht zu unterschätzen ist der langfristige Einfluss: Das LÖWE-Programm steht nicht nur für den aktuellen Wandel, sondern setzt auch einen Meilenstein für die Zukunft. Ein stabiler, gesunder Wald ist ein Erbe, das an nachfolgende Generationen weitergegeben wird. Es geht darum, selbst in der heutigen modernen Zeit eine Balance zwischen Mensch und Natur zu schaffen, die beidseitig Vorteile bietet.

Von der Vision zum Plan

Das LÖWE-Programm der Niedersächsischen Landesforsten geht einen ambitionierten Schritt, der einen gesunden, widerstandsfähigen und nachhaltigen Wald der Zukunft gestalten soll. Jeder Spaziergänger, Wanderer, Jäger und Förster, der durch einen Wald geht, kann vielleicht schon bald die Zeichen dieses Wandels erkennen: Ein lebendiger, vielfältiger Mischwald, in dem das Leben blüht. Ein Plan mit (grüner) Zukunft.