Zecken bei der Jagd und Forstarbeit
Zecken sitzen auf Gräsern und Sträuchern und lassen sich von dort abstreifen. Dass sie sich von Bäumen herunterfallen lassen, ist ein Mythos. Die lästigen Tierchen sind extrem robust. Weder extrem kalte Winter noch heiße Sommer können ihnen etwas anhaben und nach der ersten Blutmahlzeit können sie sogar bis zu zehn Jahren ohne weitere Nahrung auskommen. Zecken entwickeln sich in drei Entwicklungsstufen. Für jede neue Entwicklungsstufe benötigen sie allerdings eine Blutmahlzeit.
Welche Zeckenarten gibt es?
In Deutschland sind vor allem der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) vertreten. Besonders der gemeine Holzbock überträgt Krankheiten wie FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose. Die Auwaldzecke kann besonders für Hunde gefährlich werden. Sie überträgt zum Beispiel die sogenannte Babesiose, auch Hundemalaria genannt. Bei Nichtbehandlung führt Babesiose zum Tod des Tieres. Außerdem kommt die aus warmen Regionen in Afrika, Asien sowie aus Süd- und Osteuropa durch Zugvögel nach Deutschland eingeschleppte Hyalomma-Zecke, die auch Jagdzecke genannt wird, immer häufiger vor. Sie ist um einiges größer als die heimischen Arten und leicht an den gestreiften Beinen zu erkennen. Außerdem kann sie bis zu zehn Meter weit gucken und ihre Opfer bis zu mehreren Hundert Meter verfolgen.
Warum sind Zecken gefährlich?
Zecken können verschiedene Krankheiten übertragen. Besonders bekannt sind FSME und Borreliose. Aber auch Krankheiten wie Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiose (Fleckfieber) und das Krim-Kongo-Fieber können von Zecken übertragen werden.
Kann man sich gegen einen Zeckenstich mit Hausmitteln schützen?
Hausmittel wie Kokosöl, Knoblauch, Kümmel und Bernsteinkettchen werden zwar in Foren und auf Social Media heiß diskutiert, wissenschaftliche Beweise dazu gibt es aber nicht.
Welche Insektenschutzmittel kann man alternativ gegen Zecken verwenden?
Es gibt einige von der Stiftung Warentest empfohlene Repellentien wie Autan, die vor den Zecken schützen können. Dieser Schutz ist aber zeitlich begrenzt und muss immer wieder neu aufgetragen werden. Falls geeignet (keine Fleckenbildung) sollten Repellentien auch auf die Kleidung aufgetragen werden.
Sind Insektenschutzmittel schädlich für die Natur?
Die in Insektenschutzsprays enthaltenden Biozide können problematisch für Wasserorganismen sein. Bei empfohlener Dosierung sind allerdings keine Risiken bekannt. Restmengen der Mittel sollten aber dennoch nicht einfach in freier Natur entsorgt werden.
Sonstige Tipps zur Vermeidung von Zecken
Da Zecken im Gegensatz zu Mücken nicht sofort zustechen, sondern eine geeignete Hautstelle über längere Zeit suchen, sollten Sie sich gründlich nach jedem Aufenthalt im Wald, insbesondere im Unterholz oder hohem Gras, absuchen.
Tragen Sie außerdem helle Kleidung bei der Jagd oder Forstarbeit, um Zecken auf den Kleidungsstücken gut erkennen zu können.
Menschen, die wie Jäger und Förster viel draußen sind, sollten Stiefel und lange Hosen tragen. Die Socken sollten über der Hose getragen werden, falls keine Gamaschen oder Gummistiefel vorhanden sind, denn Zecken sitzen vor allem auf Gräsern und an Sträuchern auf Knöchel- bis Kniehöhe. Hosen mit integrierter Gamasche sind auch eine Option.
FSME-Impfung
Es ist ratsam, sich von seinem Hausarzt über eine FSME-Impfung beraten zu lassen, denn für eine FSME-Infektion gibt es derzeit keine Behandlungsmethode.
Ein schlimmer Krankheitsverlauf des FSME-Virus (vor allem in Süddeutschland verbreitet) lässt sich durch eine Impfung vermeiden.
Besonderes Infektionsrisiko für Förster und Waldarbeiter
Förster und Waldarbeiter sind auf Grund ihres Arbeitsplatzes im Bestand einem grundsätzlichen Infektionsrisiko ausgesetzt und sollten unbedingt eine Impfung in Erwägung ziehen.
Was kann ich tun, wenn ich von einer Zecke gestochen werde?
Sollten Sie eine festgebissene Zecke finden, sollten Sie diese hautnah und sofort entfernen. Da Borrelien erst ab einer Dauer von mehreren Stunden auf den Wirt übergehen können, könnte bei rechtzeitiger Entfernung eine Infektion mit Borreliose verhindert werden. FSME wird allerdings direkt ab Stich übertragen.
Auf Alkohol, Benzin, Klebstoff oder ähnliches sollte beim Entfernen unbedingt verzichtet werden. Beim Absterben besteht die Gefahr, dass die Zecke die Borrelien vorzeitig in den Wirt abstößt.
Wie wird eine Zecke richtig entfernt?
Um eine Zecke richtig zu entfernen, gibt es mehrere Möglichkeiten.
Mögliche Werkzeuge zur Entfernung können eine Zeckenkarte, ein Zeckenlasso, eine Zeckenpinzette oder die bloßen Hände sein. Tipp: Die Zecke wirklich möglichst dicht an der Haut senkrecht herauszuziehen. Die Zecke soll nicht rausgedreht werden.
Nach dem Entfernen sollte die Stelle desinfiziert und über mehrere Wochen beobachtet werden. Unser Tipp zur Stichheilung ist ein Heat-it-Gerät. Entstehen Rötungen oder Schwellungen, sollte sofort der Hausarzt aufgesucht werden. Selbiges gilt auch für jedes andere verdächtige Symptom.
Es gibt die Möglichkeit, Zecken in ein Zeckenlabor einzuschicken. In solchen Laboren wird die Zecke dann auf verschiedene Erreger untersucht. Das Ergebnis gibt es in der Regel in wenigen Tagen.
Allerdings hält das Robert-Koch-Institut (RKI) das Einschicken von Zecken für wenig effektiv. Ein positiver Nachweis von Borrelien bzw. FSME-Viren in der Zecke ließen keine Schlüsse zu, dass es auch zu einer Infektion der betroffenen Person gekommen wäre. Darum könnten aus diesem Befund auch keine weiteren Behandlungsempfehlungen abgeleitet werden. Wegen der unterschiedlichen Nachweisempfindlichkeiten der jeweils verwendeten Tests könnte zudem bei einem negativen Untersuchungsergebnis auch nicht ausgeschlossen werden, dass es dennoch zu einer Infektion mit Borrelien oder FSME-Viren gekommen sei.
Ist es schlimm, wenn die Zecke bei der Entfernung abreißt und der Kopf drinbleibt?
Nein. Es kann schon passieren, dass der Saugapparat beim Entfernen der Zecke in der Wunde steckenbleibt. In der Regel geht von diesem jedoch keine Gefahr mehr aus, die Haut stößt den Fremdkörper in wenigen Tagen von selbst ab.
Wie hoch ist das Risiko, nach einem Stich an FSME oder Borreliose zu erkranken?
Auch in den FSME-Risikogebieten Deutschlands sind laut RKI nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Aus zahlreichen Studien des RKI ist bekannt, dass das Virusvorkommen in den Zecken sehr stark schwanken kann. Durchschnittlich tragen in FSME-Risikogebieten 0,1 % bis 5 % der Zecken FSME-Viren in sich. Hieraus ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich abzuleiten, wäre nicht möglich. Viele FSME-Infektionen verlaufen zudem ohne sichtbare Symptome oder nur mit milden Symptomen und werden deshalb nicht erkannt.
Das Vorkommen von Borrelien in Zecken schwankt sehr stark und kann laut RKI bis zu 30 % betragen. Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 % der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen, charakterisiert durch die sogenannte Serokonversion, also das Auftreten von Antikörpern im Blut.
Fazit
In Anbetracht der potentiellen Risiken, die von Zecken ausgehen, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema Insektenschutz wichtig, um die Gesundheit von Jägern und Förstern zu gewährleisten. Mit den richtigen Maßnahmen und einem fundierten Verständnis für die Prävention können Sie weiterhin sicher und unbeschwert Ihrer Arbeit und Ihrer Leidenschaft in der Natur nachgehen. Bleiben Sie gesund!